
Hallo liebe Lesefreunde,
eines kann man mit Sicherheit sagen: Gruselautoren gibt es einige im Habbo Hotel. Eine wahre Flut von ebenso guten wie gruseligen Geschichten lies mir kontinuierlich die
Haare zu Berge stehen!
Da war
Herr Skarabäus, der Makler für die ganz "besonderen" Wünsche, der große Denker
Gotokus der alles erschuf oder der mysteriöse
Morisé de Lanington.
Ich erschauderte als
Melisa statt Leichenteile nur "Eiche" las und so kopfüber ins Verderben stürzte und fürchtete mich vor dem als
Hausmeister getarnten Vampir.
Ich lernte, das man Geister besser
nicht mit Pfefferspray besprüht und Geister auch Schutzengel sein können. Besonders gut fand ich auch die in der Zukunft spielende Geistergeschichte von
.:Feluja:. - eine tolle Idee.
Ich kann allen Habbos bloß empfehlen, sich ein bisschen Zeit zu nehmen und die
Geschichten in der Schreibwerkstatt durchzulesen. Es lohnt sich wirklich.
Die Geschichte die ich diesmal zum Gewinner küre, hat das Thema mal anders aufgefasst, und ist eher eine Geschichte zum weinen als zum gruseln. Aber verdient hätten es fast alle und ich weiß auch, dass all die begabten Autorinnen und Autoren in der
Schreibwerkstattnicht wegen eines Badges mitmachen, sondern weil sie gerne (und gut) schreiben. Das ist so toll!
Da diesmal schon wieder einige
tolle Gedichte dabei waren, gibt es ab jetzt auch einen
Thread und ein extra Badge für Gedichte in der Schreibwerstatt. Natürlich gilt dort, genauso wie in der Schreibwerkstatt, dass
geklaute Gedichte oder Geschichten nicht nur gelöscht werden, nein, außerdem wird man
dauerhaft vom Wettbewerb ausgeschlossen. Das gilt jeweils für beide Wettbewerbe. Wer bei der normalen Schreibwerkstatt gesperrt ist, darf auch bei der Reimwerkstatt nicht mehr mitmachen. Also lasst es einfach. Außerdem werden
bearbeitete Einträge nicht gewertet, um so
Ideenklau auszuschließen. Am besten Ihr schreibt die Geschichten oder Gedichte erst fertig und postet sie dann. Im Zweifelsfall am besten ganz neu posten bevor euer Post noch gelöscht wird.
Das nächste Thema ist: "Freibeuter" - Zeit habt ihr bis zum 13.April um 12 Uhr Mittags.Aber jetzt zum Gewinner
Lumpi.Wenn wir das Wort "Geister" hören, denken wir unweigerlich an übernatürliche Gestalten, an die Seelen verstorbener Menschen, die nachts durch die Dunkelheit schweben und ihre lebenden Mitmenschen heimsuchen. Wir denken an die Geistergeschichten, die uns nachts am Lagerfeuer erzählt wurden, um uns das Fürchten zu lehren und uns eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagten. Wir denken an unsere Väter, unsere Freunde, wie sie sich Taschenlampen unter das Kinn halten, um der Geschichte einen realen Effekt zu geben. Henry Adams kannte viele solcher Geschichten. Er hatte sie gehört und erzählt und er hatte sie geliebt. Als Kind hatte er die Angst geliebt, die man unweigerlich empfindet, wenn einem die eigene Fantasie Bilder von kopflosen Gestalten, nicht greifbarer als Nebel, nicht viel sichtbarer als Rauch, vor dem inneren Auge abspielt, er hatte die Aufregung, die kalten Schauer auf der Haut und das Kribbeln im Nacken geliebt, wenn sich dort die feinen Härchen aufstellen, und das Herzklopfen, wenn er vorm Zubettgehen in jedem Schrank und unter jedem Bett, in jeder dunklen Ecke und in allen Schubladen des Elternhauses nachgesehen hatte, stets darauf gefasst, sich gegen eines dieser Wesen verteidigen zu müssen.
Aber trotz alledem, hätte er sich niemals träumen lassen, dass er eines Tages selbst Teil einer solchen Geschichte sein würde.
Seit Henrys letztem Gänsehautschauer, seit seinem letzten ängstlichen Blick unter sein Bett, war viel Zeit vergangen. Er war älter geworden, hatte die Horrorbücher in seinen Regalen durch Bücher über Physik und Gartenkunde ausgetauscht und irgendwann hatte er beschlossen, dass er zu alt für nächtliche Gruselgeschichten am Lagerfeuer war und dass es wichtigere Dinge im Leben gab, als Herzklopfen und aufgestellte Nackenhaare, kurz gesagt: Er war erwachsen geworden.
Als Erwachsener sieht man viele Dinge anders, man lernt, auf seinen Verstand zu hören und vernünftige Entscheidungen zu treffen. Man achtet fortan darauf, seine Fantasie im Zaum zu halten, man lässt sie keine unrealistischen Bilder in Gedanken mehr produzieren, und manche verlieren ihre Fantasie sogar ganz.
Henry Adams war durchaus ein Mensch, den man als vernünftig bezeichnen würde. Er bezahlte stets seine Rechnungen, pünktlich, er brachte pünktlich seinen Müll nach draußen und von Leuten, die Lotto spielten, hielt er nicht besonders viel.
Dennoch hatte er sich ein Teil dessen bewahrt, was den meisten Menschen verloren geht, wenn sie erwachsen werden: Ein Bruchstück seiner Fantasie. Und es war ein Tag, wie heute, an dem dieses kleine Stück Henry Adams wieder zu dem kleinen Jungen werden ließ, der vorm Schlafengehen in seinen Kleiderschrank schaut.
Es war einer dieser milden Herbsttage im September, an denen sich das Wetter nicht zwischen Sonnenschein und Wolkenhimmel entscheiden konnte, ein typischer 14. September.
Henry Adams saß an seinem Küchentisch, trank eine Tasse Kamillentee und ließ sich die spärlichen Sonnenstrahlen auf das runzlige Gesicht scheinen. Es war, als würde das Licht seine Wangen umschmeicheln, als wollten sie sagen: ,,Lächle, Henry. Heute ist ein guter Tag." Geistesabwesend fuhr er sich mit den Fingern durch das schlohweiße Haar. Dann erhob er sich ächzend von seinem Stuhl. Heute war ein guter Tag. Mit gekrümmten Rücken stieg er die Treppe in den ersten Stock hinauf. Diese verfluchte Treppe. Sie erinnerte ihn jedes Mal daran, dass er älter wurde, jedes Mal, wenn er sich die schiefen Eichenstufen hinauf quälte, kam er sich ein wenig älter vor, als beim letzten Mal. Inzwischen war er 78 und langsam musste er sich selbst eingestehen, dass er alt geworden war, so schwer es ihm auch fiel.
In seinem Schlafzimmer zog er sich an, seinen besten Anzug, eine Anschaffung, die er sich vor 20 Jahren geleistet hatte. Das war drei Tage vor Amelies Beerdigung gewesen. Danach hatte er nie wieder so viel Geld für Etwas ausgegeben, nie wieder. Amelie hatte immer gesagt, er würde sich Nichts gönnen im Leben, dass er keinen Spaß am Leben zeigte. Bis zu ihrem letzten Tag hatte sie nicht verstanden, dass sie selbst das Größte, das Wertvollste war, was er sich in seinem Leben geleistet hatte und von jenem Tag an, fühlte er sich wie der reichste Mensch auf Erden. Mehr hatte er nie gebraucht.
Und dann hatte sie ihn verlassen.
Von einer monotonen Traurigkeit ergriffen, betrachtete er sich im Spiegel. Er sah in seine eigenen müden Augen, in sein faltiges Gesicht. ,,Du bist alt geworden." sagte er leise, dann wandte er sich ab. An der Wand über seinem Bett hing der Kalender aus der Apotheke. Das Kalenderblatt zeigte einen sonnigen Herbstwald. Langsam strich er mit dem Finger über die rote Zahl auf dem Blatt, die 14.
Es war kurz nach 13 Uhr, als er seine Haustür hinter sich abschloss und sich, gestützt auf seinen Gehstock, auf den Weg zum Gartentor machte, vorbei an den verkümmerten Rosen, die links und rechts den Vorgarten zierten. Amelie hatte Rosen geliebt. Als sie hier eingezogen waren, hatte sie Stunde um Stunde im Garten verbracht und hatte die empfindlichen Blumen gepflegt. Eines Tages hatte Henry sie sogar dabei erwischt, wie sie ihnen vorgesungen hatte. Als er sie gefragt hatte, warum sie das tat, hatte sie nur gelächelt und gesagt: ,,Henry, jedes Lebewesen auf dieser Welt braucht Liebe, auch diese Rosen."
Nach ihrem Tod hatte Henry sein Bestes gegeben, den Rosen die Liebe zu geben, die seine geliebte Amelie ihnen gegeben hatte, aber irgendwann hatte er sich nicht mehr bücken können und war nicht mehr in der Lage gewesen, sich um Amelies Rosen zu kümmern. Jetzt ließ er sie wachsen, ließ sie den Garten zuwuchern und freute sich, wenn er eine neue Knospe zwischen den verdorrten Blättern entdeckte. Und jedes Jahr, am 14. September, schnitt er eine dieser Rosen ab, wickelte sie in ein nasses Tuch und nahm sie mit, wenn er die Straße hinunterging.
Aber sein vernachlässigter Garten war nicht der einzige Grund dafür, dass die Nachbarn ihn mit Misstrauen ansahen, wenn er die Straße entlang humpelte. Seit Amelies Tod hatte er den Kontakt zu jeglichen Mitmenschen abgebrochen. Kinder hatten sie nie gehabt und auch nicht besonders viele Freunde. Sie hatten immer einander und das hatte immer gereicht. Aber seit er alleine in dem großen Haus wohnte, war das Gerede schlimmer geworden. Und Henry wusste, was man über ihn sagte.
,,Wie hat Amelie es nur immer mit diesem Griesgram ausgehalten? Man sieht ihn ja gar nicht mehr, lebt er denn noch?" und ,,Früher war er ja mal ganz zugänglich gewesen, aber jetzt ... Und mein kleiner Jonny hat mir letztens gesagt, dass er den Nachbarskindern mit Absicht Angst macht. Er erzählt ihnen Gruselgeschichten. Mein Jonny kann deswegen kaum noch schlafen. Von wegen in dem alten Fareview-Hause oben am Hügel würde es spuken und nachts würde man die Schreie hören."
Tatsächlich war es so, dass Henry angefangen hatte, den Nachbarskindern diese Geschichte zu erzählen. Früher hatten sie in dem verlassenen Haus gespielt, aber seit Henry erzählte, was dort vorgefallen war, traute sich keines der Kinder mehr in die Nähe des Hauses. Vor 5 Jahren war sogar Mrs. Meyer zu ihm gekommen und hatte ihn gebeten, mit den Horrorgeschichten aufzuhören. Ihre Kinder würden seitdem regelmäßig zu spät zur Schule kommen, da sie einen weiten Bogen um das verfluchte Haus machten. Henry hatte sie beschimpft und die Tür vor ihrer Nase zugeschlagen.
Er gab schon lange Nichts mehr auf die Meinung solcher Leute.
Auch heute, als er, die Rose in der einen Hand und den Stock in der anderen Hand, die Straße entlangging, redeten die Leute, wenn er an ihnen vorbeiging. ,,Der lässt sich auch nur einmal im Jahr blicken." sagte eine Frau, als er an ihrem Vorgarten vorbeiging, zu ihrem Mann und schüttelte den Kopf.
Aber Henry war das egal.
Er brauchte länger, als gewöhnlich, um in die Grennvalley Street zu gelangen und als er endlich das windschiefe Haus auf dem Hügel erreicht hatte, hatte sich der Tag schon seinem Ende zugeneigt. Vor dem schmiedeeisernen Tor, am Fuße der Einfahrt, blieb er stehen und sah zu dem Gebäude hinauf. Auch hier hatte der Zahn der Zeit ganze Arbeit geleistet. Die einst prachtvolle Fassade wirkte eingefallen, zerfurcht, wie das Gesicht eines alten Mannes. Wie sein Gesicht. Die Eingangstür wirkte wie das aufgerissene Maul eines Tieres, das dort oben auf dem verwilderten Hügel hockte und auf die Straße starrte, mit leeren, fensterlosen Augen. Wilder Efeu hatte sich an der Hauswand emporgezogen und sah aus, wie ein Geflecht grüner Haare. Tatsächlich wirkte das alte Fareview-Haus, als sei es erst eben grade leibhaftig einer Gruselgeschichte entsprungen, als wäre es nur erbaut worden, um kleinen Kindern Angst einzujagen. Aber für Henry hatte das Haus gänzlich an Schrecken verloren, sofern es jemals eine solche Wirkung auf ihn gehabt hatte. Es war kein Wunder für ihn, dass die kleinen Kindern ihn mit schreckensgeweiteten Augen anstarrten, wenn er ihnen schilderte, wie Mr. Fareview vor 20 Jahren erst seine Familie und dann sich selbst getötet hatte und wenn er sie vor dem Fluch warnte, der seitdem auf diesem Haus lag. Seit er mit seinen Geschichten angefangen hatte, nannten die Leute es "die Geistervilla".
Mit steifen Fíngern zog er den alten Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete das verrostete Vorhängeschloss am Tor. Es kostete ihn zehn Minuten, bis er die holprige Auffahrt passiert hatte und die Tür erreichte. Hier war kein Schlüssel mehr nötig. Noch einmal sah er sich um, dann trat er in die dichte Dunkelheit hinter der Tür.
Augenblicklich war es, als hätte er eine andere Welt betreten, eine Welt ohne Licht, ohne Leben. Hier existierte Nichts, nur Dunkelheit. Sein eigener Atem und das Klopfen seines Herzens war das Einzige, was er hören konnte. Er fühlte sich, wie der kleine 10-Jährige, der er einmal gewesen war, kurz vor dem Öffnen der Schranktür. Dabei war er schon so oft hier gewesen und trotzdem. Jedes Mal war es das selbe Gefühl, der gleiche wohlige Angstschauer, wenn er durch die ehemalige Eingangshalle humpelte, auf die immer noch eindrucksvolle Treppe zu, die ihn in den ersten Stock bringen würde. Obwohl ihm Alles so vertraut war, fühlte er sich jedes Mal aufs Neue wie ein Fremder, ein Eindringling, der durch die Eingeweide dieses uralten Ungeheuers schlich. Wie die Hauptfigur in einer Horrorgeschichte.
Als er die oberste Treppenstufe erreicht hatte, hörte er schon die leise Musik. Beethovens Neunte. Es war, als käme die Musik aus den Wänden selbst, aus jedem Möbelstück, was sich in diesem Haus befand. Das ganze Gebäude war erfüllt von der Melodie, nur heute Abend. Denn heute war der 14. September.
Sein Herzschlag beschleunigte sich, je näher er dem Salonzimmer kam, seine Hand krampfte sich auf dem Stockgriff zusammen. Dann betrat er das Zimmer.
Sie war so schön, wie er sie in Erinnerung hatte und jetzt, da er sie so vor sich sah, verschlug es ihm glatt den Atem. Sie trug das azurblaue Kleid, dass sie zu ihrem Abschlussball getragen hatte. Wie flüssige Seide schmiegte es sich an ihre blasse Haut, als wäre es ein Teil ihrer selbst. Das Licht der unzähligen Kerzen, die überall auf dem verstaubten Boden verteilt waren, tauchte sie in einen unwirklichen Schein. Sie schien von innen heraus zu strahlen. Ihr Körper wirkte, als bestände er aus silbrigem Nebel, doch Henry wusste, er würde nach ihr greifen und es würde sich anfühlen, wie früher. ,,Hallo, Henry." sagte sie und ihre Stimme verschmolz mit der Melodie. ,,Du bist pünktlich." Sie lächelte und ihre schimmernden Lippen strahlten ihm entgegen. ,,Wie jedes Jahr." sagte er und schritt auf sie zu. Den Stock hatte er fallen gelassen. In diesem Raum war er kein alter Mann, er war wieder der 18-Jährige junge Mann, in den sie sich damals verliebt hatte. ,,Ich habe dir Etwas mitgebracht." Ebenfalls lächelnd gab er ihr die Rose und als ihre Finger seine Hand streiften, war es, als würden sie dort, wo sie seine Hand berührt hatten, ebenfalls einen leichten Schimmer hinterlassen. Amelie lächelte ihn an.
Und dann tanzten sie, tanzten und tanzten, die ganze Nacht hindurch, bis der Morgen nahte. So, wie jedes Jahr, am 14. September.
Dies ist vielleicht keine Geistergeschichte, wie sie abends am Lagerfeuer erzählt wird. Für Henry war Amelie nicht eines dieser verwünschten, seelenlosen Monster, die einen dazu bringen, unter das Bett zu schauen.
Das Schicksal hatte ihnen ein Geschenk gemacht. Jedes Jahr, am 14. September, wurde ihnen eine Nacht geschenkt. Nur eine einzige Nacht, in der sie tanzten und in der die Zeit keine Rolle spielte. Eine Nacht, die nur Henry und Amelie gehörte.
Auch viele Jahre später, nachdem Henry diese Welt schon lange verlassen hatte, erzählte man sich von der Geistervilla und von der schrecklichen Geschichte, die dort stattgefunden hatte. Und man erzählte sich von dem alten, verbitterten Einsiedler, der nach dem Tod seiner Frau beinahe selbst zu einem unwirklichen Wesen geworden war, so selten hatte man ihn gesehen.
Aber wenn man aufhört, vernünftig zu sein und aufhört, nur mit den Augen zu sehen, wenn man anfängt, mit dem Herzen zu hören, dann hört man manchmal eine leise Melodie, die aus dem Inneren des Fareview-Hauses zu kommen scheint, jedes Jahr, immer am 14. September.